Besichtigung Passivhaus in Berg
Passivhaus-Besichtigung in Berg: Modernste Solar- und Heiztechnik
Auf große Nachfrage stieß die Passivhausbesichtigung in Berg zum Start der Bayerischen Klimawoche. Knapp 20 Teilnehmer überwiegend aus Berg, waren der Einladung der Stabstelle Klimaschutz am Landratsamt und der Ortsgruppe Berg des Energiewende-Vereins gefolgt, darunter einige Architekten und Planer. Auch Bürgermeister Rupert Steigenberger ließen sich fast zwei Stunden lang die Details des energieautarken Hauses des Ehepaars Martin Schröferl und Tanja Oesterreich erläutern. In Kleingruppen ging es schließlich in den Heizkeller, wo sich hocheffiziente Direktverdampfer-Erdwärmepumpe und ein umweltfreundlicher 70 kWh-Blei-Carbon Batteriespeicher verbargen. Ein harter Kern ließ zum Schluss noch die angenehme Wohnatmosphäre in der offenen Wohnküche auf sich wirken.
Moderne Technik, höchste Effizienz, Sparsamkeit und Erneuerbare Energien werden im Hause Schröferl-Oesterreich nicht gegeneinander ausgespielt, sondern genial miteinander verknüpft. Ist dieser Beitrag zur Debatte um künftige Energiestandards zu radikal? Die anwesenden Experten waren sichtlich beeindruckt vom ganzheitlichen Ansatz der Planung „Das Konzept hört bei der technischen Planung nicht auf,“ äußerte sich ein Architekt anerkennend. Gerade dadurch Schröferl, selbst Elektroingenieur, sich von Anfang an intensiv um das kluge Zusammenspiel der 8,2 kWp starken PV-Anlage mit der Wärmepumpe und einer Lüftungsanlage bemühte, sind die einzelnen Komponenten optimal aufeinander abgestimmt. Da sollte nichts schief gehen, könnte man meinen. Tatsächlich hat Schröferl den Wechselrichter kurzerhand ausgetauscht, als er gemerkt hat, dass da zu viel Strom bei der Umwandlung auf der Strecke blieb.
„Man sollte lieber bei der Größe der PV-Anlage sparen als bei der Effizienz der Heiztechnik Kompromisse eingehen“, sagt Schröferl bei der Besichtigung. In seinem Fall ist das Kernstück die Wärmepumpe, die mit einer Arbeitszahl von 7,2 selbst an kalten Tagen nicht zu toppen ist. Trotzdem verpuffen 4000 kWh Strom seiner PV-Anlage ungenutzt, weil im Sommer einfach zu viel Strom vom Dach kommt. Aufgrund eines fehlenden Anschlusses ans öffentliche Stromnetz kann der Stromüberschuss nicht eingespeist werden. So leistet sich das Ehepaar – das leidenschaftlich seinen Garten nach den Prinzipien der Permakultur bewirtschaftet, – im Frühjahr den Luxus, das Frühbeet mit Glühbirnen zu heizen.
Wär das Modell auch in vermieteten Gebäude denkbar? Eher nein, denn es braucht schon einen technikaffinen Bewohner und Kümmerer, der die Nutzung und Stromverbräuche insbesondere im Winter im Blick hat. Scheint nämlich mehrere Wochen mal keine Sonne, neigt sich der Ladestand der Batterie schon mal gefährlich Richtung 20%. „Für Licht und Kühlschrank reicht es immer noch,“ zeigt sich Schröferl nach fünf Wintern ziemlich gelassen. Denn schon Ende Februar gibt es oft so viel Sonne, dass er sich um die Wärmeversorgung im Haus keine Sorgen zu machen braucht.
Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirt hatte das Ehepaar vor einem Jahr bei einer Starnberger Kundgebung der Fridays-for-Future-Bewegung kennengelernt. „Das Gebäude des Ehepaars Schröferl Oesterreich zeigt, dass die hocheffiziente Haustechnik und Solarlösungen seit langem bereit stehen und sich in der Praxis bewähren. Dennoch braucht es Mut, Ehrgeiz, Bescheidenheit und Genügsamkeit im Nutzerverhalten, damit modernste Technik auch wirklich sein Potential entfalten kann,“ fasste sie das Besondere des Gebäudes zusammen. Inzwischen berät Schröferl auch andere Bauherren und sanierungswillige Bekannte und sieht selbst im Bestand gute Lösungen in der Kombination von PV, Wärmepumpe und evtl noch einem Mikro-BHKW für die sog. Winterlücke. Auch bei den Münchner Passivhaustagen ist er ein gefragter Berater. Bürgermeister Steigenberger will H. Schröferl spontan bei der Planung des neuen Berger Rathauses miteinbinden.
Mehr technische Details finden sich auf der Seite des Architekten unter https://www.vallentin-reichmann.de/architektur-energie/energieautarkes-passivhaus/