Sonnenaktivität nimmt ab
Ein neues lang anhaltendes Minimum der Sonnenaktivität würde den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur aufgrund der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen nur geringfügig verlangsamen. Nach einer neuen Studie von Wissenschaftlern des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), würde die Erwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts um höchstens 0,3 Grad Celsius geringer ausfallen, als nach Szenarien weiterhin zunehmender Emissionen zu erwarten ist. Der Temperaturanstieg würde damit um weniger als zehn Prozent vermindert.
Georg Feulner, dem Leitautor der Studie zufolge, würde ein neues großes Minimum der Sonnenaktivität die starke Erwärmung, die bei unvermindertem Treibhausgas-Ausstoß zu erwarten ist, nicht verhindern.
Obwohl ein neuer Sonnenzyklus begonnen hat, hat sich die Anzahl der Sonnenflecken nicht erhöht. Sonnenflecken sind die sichtbaren Anzeichen stärkerer Sonnenaktivität und höherer Strahlungsintensität. Die Beobachtungen legen nahe, dass sich die Sonne zurzeit in der tiefsten und längsten Ruhephase seit fast einem Jahrhundert befindet. Zwischen 1645 und 1715 zeigten sich auf unserem Zentralgestirn kaum Sonnenflecken. In dieser Zeit, auch Maunder-Minimum genannt, wurde es auf der Erde kühl. Geologen bezeichnen die Phase als kleine Eiszeit.
„Wahrscheinlich würde ein neues großes Minimum zu 0,1 bis 0,2 Grad Celsius geringen Temperaturen im Jahr 2010 führen“, sagt Stefan Rahmstorf, Leiter des Forschungsbereichs Erdsystemanalyse am PIK.
„Ein neues Maunder-Minimum der Sonnenaktivität könnte die globale Erwärmung aufgrund der vom Menschen verursachten Treibhausgas-Emissionen nicht ausgleichen“, schließen die Autoren.
Nun sorgt eine neue Studie zweier US-Forscher für Aufsehen. Matthew Penn und William Livingston vom National Solar Observatory in Tucson (Arizona) haben über mehrere Jahre hinweg insgesamt rund 4000 Sonnenflecken beobachtet und vermessen. Aus ihren Messungen folgern sie, dass es in den kommenden Jahrzehnten auf unserem Zentralgestirn kaum noch Flecken geben wird. Normalerweise wechseln sich Phasen erhöhter Aktivität (viele Flecken) mit solch geringer Aktivität ab. Elf Jahre dauert ein solcher Zyklus. Die neue Hypothese der US-Forscher ist spektakulär: Analog zum Maunder-Minimum könnte man davon ausgehen, dass es kühler wird auf unserem Planeten.
Seit 1998 haben Penn und Livingston die Magnetstärken in etwa 4000 Sonnenflecken miteinander verglichen. Die dunklen Spots sind als lokale Veränderungen im Magnetfeld unseres Zentralgestirns sichtbar. Bei ihren Beobachtungen nutzten die Forscher die charakteristische Aufspaltung von Spektrallinien in Gegenwart eines Magnetfeldes – den sogenannten Zeeman-Effekt. Die Auswertung ergab einen klaren Trend: Die magnetische Flussdichte in Sonnenflecken ist in den vergangenen Jahren stetig zurückgegangen. Lagen die Werte bei den ersten Messungen noch bei mehr als 2500 Gauß (0,25 Tesla), so liegen sie mittlerweile bei nur noch 2000 Gauß (0,2 Tesla).
Laut Manfred Schüssler vom Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung gebe es noch immer einige Unsicherheiten bei der Messung des Magnetfeldes, da dieses innerhalb eines Spots und von Spot zu Spot variiere. Die Methode sei jedoch relativ zuverlässig. Warum die Stärke des Magnetfelds sinkt, wissen weder die Autoren der Studie noch Schüssler: „Es gibt da offensichtlich eine Entwicklung, die wir nicht verstehen“, sagt der Max-Planck-Forscher.
Als offiziellen Beginn des 24. Sonnenzyklus hatten die Sonnenforscher der amerikanischen National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) den Dezember 2008 festgelegt. Nach Berechnungen von Penn und Livingston hat es zu Beginn des laufenden Zyklus‘ nur etwa ein Drittel so viele Sonnenflecken gegeben wie im Vergleichszeitraum von Zyklus 23. Aktuelle Aufnahmen der Sonne zeigen nur wenige Flecken – und zwar seit Monaten. Festzuhalten ist, dass im Jahr 2009 Wissenschaftler jedoch mit einem Computermodell nachgewiesen haben, dass Schwankungen innerhalb der Sonnenzyklen sehr wohl Vorgänge in der Erdatmosphäre beeinflussen können. Zum einen kann mehr Ozon gebildet werden, zum anderen verstärken sich Niederschläge.
Die kommenden Jahre werden zeigen, ob die genannten Prognosen sich bewahrheiten werden oder nicht. Eine über Jahrzehnte fleckenfreie Sonne will auch der Max-Planck-Forscher Schüssler nicht grundsätzlich ausschließen: „Es hat immer Phasen geringer Sonnenaktivität gegeben. Wir müssen davon ausgehen, dass es so etwas immer wieder geben wird.“
Quelle: www.co2-handel.de, www.spiegel.de; Foto: www.spiegel.de