Studie: Ausbau erneuerbarer Energien füllt kommunale Kassen
Energie aus Wind-, Sonnen- und Wasserkraft schafft neben neuen Arbeitsplätzen vor Ort noch zusätzlich hohe Steuereinnahmen vor Ort. Zu diesem Ergebnis kam eine neue Studie des Berliner Instituts für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW) für das baden-württembergische Umweltministerium. Selbst 1.000-Seelen-Dörfer können ihre Kassen so mit mehreren Tausend Euro im Jahr füllen.
„Kommunen profitieren vom Ausbau erneuerbarer Energien, und das um so stärker, je mehr Schritte sie vom Bau bis zum Betrieb der Anlagen übernehmen“, sagt Steven Salecki, Energieexperte beim IÖW und einer der Autoren der im Februar veröffentlichten Studie. Es wurden drei Kommunen modelliert, die über unterschiedlich viele Einwohner verfügen und beim Ausbau erneuerbarer Energien unterschiedlich weit sind: ein Bioenergiedorf mit 1.000 Einwohnern, das die Energiewende fast komplett vollzogen hat, eine Vorreiterkommune mit 50.000 Einwohnern, die beim Ausbau Erneuerbarer über dem Bundesdurchschnitt liegt und ein 250.000-Einwohner-Landkreis mit einem durchschnittlichen Ausbaugrad.
Das Bioenergiedorf versorgt sich im IÖW-Modell vollständig mit „grünem“ Strom und zu 80 Prozent mit Wärme aus erneuerbaren Quellen. Es gibt eine Biogasanlage, ein kleines Wasserkraftwerk und knapp zwei Dutzend Photovoltaikanlagen. „Über eine zwanzigjährige Laufzeit generieren diese Anlagen 4.000 Euro Wertschöpfung pro Kopf“, sagt Salecki, in Form von Gewinnen für die Anlagenbetreiber, durch Einkommen für Beschäftigte und durch steuerliche Effekte. Die Steuereinnahmen summieren sich im modellierten Bioenergiedorf auf 264 Euro für die Kommune und weitere 371 Euro für das Land – jeweils je Einwohner und über die gesamte Laufzeit der Anlagen gerechnet.
Das summiert sich: Bei 1.000 Einwohnern fließen so über zwanzig Jahre 264.000 Euro in die Kasse des Dorfes. Für ein Jahr ergeben sich 13.200 Euro. Baden-Württemberg profitiert über Gewerbe- und Einkommenssteuern vom Bau und Betrieb der Anlagen mit, womit 18.550 Euro im Jahr abfallen. Überschaubar bleiben im IÖW-Modell die Arbeitsmarkteffekte im Bioenergiedorf: Es wurde dort lediglich ein Arbeitsplatz neu geschaffen. Laut Salecki liegt das jedoch vor allem an der Einwohnerzahl und daran, dass die Anlagen in der Regel außerhalb der Kommunen konstruiert wurden und für den Betrieb vor Ort kaum Personal nötig ist.
In den modellierten Vergleichskommunen sind die positiven Arbeitsplatzeffekte wegen der höheren Einwohnerzahl sichtbarer: In der Vorreiterkommune, die 46 Prozent ihres Stroms und zwölf Prozent der benötigten Wärme erneuerbar deckt, entstehen durch Bau und Betrieb der Anlagen über deren Laufzeit 77 Arbeitsplätze, im Landkreis 221. Die Pro-Kopf-Steuereinnahmen sind in diesem Fall durch den geringeren Ausbaugrad zwar niedriger – in der Summe durch die größere Einwohnerzahl aber höher: In der Vorreiterkommune belaufen sie sich auf 655.000 Euro im Jahr, im Landkreis auf satte 1,45 Millionen Euro.
Grundsätzlich stiegen die Steuereinnahmen der Kommunen umso stärker, je mehr sie bei Ausbau und Betrieb Erneuerbarer-Energien-Anlagen eingebunden seien. Das habe steuerrechtliche Gründe. „Für die Kommunen ist es daher sinnvoll, möglichst viele Glieder der Wertschöpfungskette in der Hand zu halten.“ Das könnten sie zum Beispiel durch Anlagenhersteller, die sie für ihre Gewerbegebiete gewinnen oder durch Entwicklung örtlicher Energieparks, an denen sich Bürger direkt beteiligen können, so Norbert Allnoch, Geschäftsführer des Internationalen Wirtschaftsforums Regenerative Energien (IWR).
Salecki meint es sei aus Sicht der Kommunen durchaus sinnvoll, ihre Stadtwerke mit dem Ausbau Erneuerbarer zu betrauen. Damit sind sie selbst Anlagenbetreiber, profitierten steuerlich und seien nicht auf Ansiedlung von Produzenten oder Betreiber angewiesen. Um Bürgermeistern, Stadtplanern und Kämmerern die Einschätzung der wirtschaftlichen Effekte des Ausbaus erneuerbarer Energien zu erleichtern, bietet das IÖW seit Februar einen Online-Wertschöpfungsrechner. Er ersetzt keine Wirtschaftlichkeitsberechnung für konkrete Ausbauvorhaben, bietet kommunalen Entscheidern aber eine erste Orientierung über mögliche Profite.
Quelle: Rat für nachhaltige Entwicklung