Die Energiewende findet dezentral statt
Vom 7. bis 9. November fand die 3rd Dii Desert Energy Conference in Berlin statt. Es wurden viele Prominente und Sponsoren begrüßt, die bisher versucht haben, eine Energiewende hin zu einer dezentralen Energieversorgung zu verhindern oder aufzuschieben. Aktuelle Beispiele sind die Beibehaltung Angriffe von Bundeswirtschaftsminister Rösler oder EU-Energie-Kommissar Oettinger gegen eine Beibehaltung des Erneuerbaren-Energie-Gesetzes (EEG). Das EEG ist eines der erfolgreichsten Instrumente zur Förderung Erneuerbarer Energien und wurde von vielen Ländern übernommen.
„Die gegenwärtige Phase der Energiewende wird dereinst historisch als diejenige bezeichnet werden, in der darum gerungen wurde, ob sich die Erneuerbaren Energien an das fossil-nukleare hochzentralisierte Funktionssystem der vergangenen Jahrzehnte einpassen oder sich das zukünftige System an die größte Chance der Erneuerbaren anpasst, den Strom nah am Verbrauch und damit dezentral zu erzeugen“, meint Dr. Axel Berg, Vorsitzender der deutschen EUROSOLAR-Sektion.
Die Versprechen der Desertec-Initiative erwiesen sich stets als unerfüllbar: Keine Rede mehr von den achtzig bis hundert neuen Stromtrassen mit eine Länge von je 3000 – 5000 Kilometern. Stattdessen soll die alte Verbindung zwischen Afrika und Europa in der schmalen Straße von Gibraltar wiederbelebt werden. Anstatt der Stromerzeugung von 15 % des europäischen Verbrauchs bis 2050, ist die Rede von einem überschaubaren Projekt in Marokko für Marokko. Siemens als technischer Konsortialführer hat sich bereits aus Desertec zurückgezogen.
Afrika selbst braucht Desertec nicht, da die eigene Bevölkerung nicht viel davon hat. Es werden vielmehr dezentrale Inselanlagen für die Dörfer und nationale Einspeisegesetze für dicht besiedelte Regionen benötigt. „Wir brauchen keine neuen Ölscheichs in der Wüste, sondern Wertschöpfung, Steuern und Jobs zuhause“, so Dr. Axel Berg. Eine lokale Selbstversorgung führt zu einer besseren Handelsbilanz durch weniger Stromimporte und einem geringeren Erpressungspotential durch oligopolitische Konzerne. Das planwirtschaftliche Konzept reduziert die Anzahl der Aktuere anstatt sie zu vergrößern, beschränkt die Standorte und führt zu räumlicher und unternehmerischer Konzentration.
Mit den geplanten HGÜ-Leitungen wären die schwachen Verteilnetze der Städte und Gemeinden mit zu viel Strom überfordert und würden zusammenbrechen. Sicherheitspolitisch ist das Desertec-Projekt höchst fragwürdig. Dies belegt auch beispielsweise die Bundeswehr-Studie „Umweltdimensionen von Sicherheit“.
„Desertec ist ein Schritt zurück ins konzeptuelle Gestrüpp des frühen 20. Jahrhunderts: teuer, zentralisiert, riskant, störanfällig, lokal verarmend und letztendlich ein utopisches Ablenkungsmanöver von der eigentlichen Aufgabe: die lokal und regional absichernde Wende zur großen energetischen und marktwirtschaftlichen Emanzipation des 21. Jahrhunderts nicht weiter aufzuhalten.“ kommentiert Prof. Peter Droege, Eurosolar-Präsident, und erinnert daran, dass die historische Wende zur dezentralen, erneuerbaren Vollversorgung in Deutschland und Europa bereits voll im Gange ist.
Verfasser: Energiewende Starnberg e. V., Daniela Köhler B.A., Quelle: Eurosolar e. V.
Foto: Energiewende Starnberg