Keine halben Sachen beim Klimaschutz
„Keine halben Sachen und faulen Kompromisse machen bei Heizungstausch und energetischer Sanierung im Eigenheim“
So lautete der eindringliche Appell von Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirt beim jüngsten Sanierungsvortrag der Volkshochschule in Seefeld. Denn würde man bei einer Sanierung nur mittelmäßige Standards bei Maßnahmen umsetzen, wird es bei späterem Nachbessern umso aufwändiger und teurer. Ausgerechnet am Martinstag, dem Tag des „Heiligen der halben Sachen“, waren trotz Corona-Einschränkungen ein Dutzend interessierte Eigenheimbesitzer zusammengekommen. Ihnen brennt das Thema Heizungstausch und Sanierung unter den Nägeln, schließlich werden ab nächstes Jahr die fossilen Energieträger wie Erdgas und Heizöl mit der CO2-Steuer belegt, so dass diese in den nächsten Jahren spürbar teurer werden, neben Benzin und Diesel übrigens. Für viele alte Wohngebäude stellt sich dann wirklich die Frage: was kommt nach Öl und Gas in Frage? Aus vielen Beratungsanfragen im Landratsamt weiß die Klimaschutzmanagerin, dass da guter Rat oft teuer ist und ein differenziertes Abwägen von Für und Wider zwischen Wärmepumpe, Holzpelletsheizung oder einer Kombination von Solarthermie, Wärmepumpe mit einer Gasheizung gefragt ist. Für letzteres gibt es gerade bis zu 40% Zuschuss, wenn wirklich die alte Ölheizung verabschiedet wird. Kritisch sehen viele Hausbesitzer die Holzpelletsheizung, die eigentlich für ältere Häuser eine gute Lösung darstellen würde. Dem hält die Fachfrau aus dem Landratsamt entgegen, dass es dafür auch bis 45% Förderung gibt und durch die Stürme und Borkenkäferplage noch lange viel Holz auf dem Markt sei, der durch die Verarbeitung zu Holzpellets eine Entlastung erfahre, wovon schließlich Waldbauern und Landwirte in der Region profitieren.
Die Architektin und Energieberaterin Wilfriede Renate Schamoni empfahl in ihrem Vortrag in Seefeld mehrfach, umfangreichere Sanierungen immer mit einem Experten zu planen, um Fehler zu vermeiden und ein bestes Ergebnis zu erzielen, wenn man schon viel Geld für die Sanierung und Baulärm und -dreck auf sich nehme. Eine deutlich verbesserte Wohnatmosphäre z. B. wenn das Dach mit dem richtigen Dämmstoff gegen sommerliche Hitze gedämmt wird oder man sich von zugigen, trüben Fenstern verabschiedet hat, sowie eine Wertsteigerung der Immobilie schaffe nicht nur ein gutes Gefühl, sondern auch noch ein gutes Gewissen im Hinblick auf Enkel- und künftige Generationen. Außerdem regte sie an, sich grundsätzlicher Gedanken auch zu einer altersgerechten Aufwertung des Eigenheims zu machen, und evtl. auch neuen Wohnraum für Vermietung zu schaffen durch Dachausbau oder Anbau oder Gebäudeteilung mit einer Außentreppe. „Wir jammern im Landkreis über Wohnraummangel, und leben auf größerem Fuße denn je“, betonte Klimaschutzmanagerin Josefine Anderer-Hirt im Hinblick auf die Pro-Kopf-Wohnfläche im Landkreis Starnberg, wenn viele Familienhäuser heute nur von zwei oder einer Person im Rentenalter bewohnt werden. Klimaschutz erfordere nicht nur sparsame Energietechnik und Gebäudedämmung, sondern auch viel mehr Bescheidenheit, wenn man ernsthaft enkeltauglich leben will. Und schließlich ist das weit mehr als nur einen persönlichen Gewinn an Lebensqualität, wenn solche “Haus-Aufgaben“ gemacht sind:
Die Corona-Pandemie hat der Menschheit drastisch die unmittelbare Bedrohung vor Augen geführt. Wenn auch die Klimakrise unser Leben scheinbar heute noch nicht so direkt bedroht, ist doch wissenschaftlich eindeutig erwiesen, dass die Auswirkungen der Klimakrise wesentlich dramatischer und unumkehrbar sein werden. „Je früher die Hausbesitzer ihre Eigenheime klimafit machen, umso mehr Spielraum gewinnt die Welt, die dramatischen Folgen der Klimaerwärmung abzuschwächen“, appellierte Ernst Deiringer an das Verantwortungsbewusstsein der Hausbesitzer. Er hatte von der Ortsgruppe Seefeld des Energiewendevereins die Veranstaltung mitorganisiert.
Der gleiche Vortrag wird am 25. Januar 2021 in Gauting angeboten, dann ist sicherlich klar, wie und mit welchen Zuschüssen die Bundesregierung die energetische Sanierung ab 2021 fördern wird. Derzeit wird das in einer neuen Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) ausgearbeitet. Bis dahin verweist das Landratsamt auf verschiedene Online-Seminare unter www.lk-starnberg.de/energieveranstaltungen. Und natürlich gibt es telefonische Auskunft und Beratung weiterhin an der Stabstelle Klimaschutz unter 08151 148 352 oder 08151 148-442.