Kühlen mit Solarenergie – Neue Klimaanlage im Praxistest
Das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme (Fraunhofer ISE) hat in Zusammenarbeit mit der Firma SorTech Kühlgerätetechnik und dem Solarmodulhersteller Solvis ein solares Kühlsystem zur Marktreife entwickelt, das einerseits eine enorme Stromersparnis im Vergleich zu marktüblichen Klimaanlagen mit sich bringt und andererseits auch auf den Einsatz von giftigen Chemikalien völlig verzichtet. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) möchte nun einen breit angelegten Praxistest für solare Klimatisierungsanlagen durchführen lassen und fördert das Projekt im Rahmen eines Feldversuchs.
Hierfür werden derzeit noch Partner (auch Privathaushalte) gesucht, die eine Kälteleistung zwischen 5 kW und 30 kW benötigen. Es wird ein 20%-iger Nachlass gewährt und die regelmäßige Wartung und messtechnische Überprüfung der Anlage übernommen.
Weitere Informationen dazu sowie Ansprechpartner für Interessierte finden Sie unter http://www.energieblog24.de/solcoolsys
Klimafreundliche Kälte für Lebensmittel in Afrika
Selbst leicht verderbliche Lebensmittel wie Milch, Wein oder Früchte könnten künftig, so das Fraunhofer Institut, in der Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion mit Sonnenenergie frisch gehalten werden. Das Ökolabel „Mit Sonnenlicht gekühlt“ könnte dann auf Lebensmittelpackungen gedruckt sein. Während die Gebäudeklimatisierung mit Solarenergie bereits marktreife erlangt hat, ist die Nutzung im großen Stil noch Zukunftsmusik. Doch wenn es nach den Forschern geht, könnten in naher Zukunft auch Früchte und andere leicht verderbliche Lebensmittel mit Sonnenenergie frisch gehalten werden. Dass dies im Mittelmeerraum realisierbar ist, demonstrieren die Wissenschaftler des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg am Beispiel einer Winzerei in Tunesien und einer Molkerei in Marokko. Im Projekt MEDISCO, kurz für MEDiterranean food and agro Industry applications of Solar COoling technologies, wurden in Kooperation mit Universitäten, Energieagenturen und europäischen Unternehmen Solaranlagen zum Kühlen von Milch und Wein installiert. Geleitet wird das von der Europäischen Kommission geförderte Projekt vom Politecnico di Milano in Mailand.
»In Ländern mit vielen Sonnentagen und in entlegenen Gebieten, wo es aufgrund von Wassermangel und fehlenden oder unzuverlässigen Energiequellen keine konventionellen Kühlungsmöglichkeiten gibt, bietet sich unsere Methode an. Sie ist umweltfreundlich, außerdem wird der teure Strom für konventionell betriebene Kühlgeräte auf ein Minimum reduziert,« nennt Dr. Tomas Núñez, Wissenschaftler am ISE, die Vorzüge. »Die Kälte steht immer dann zur Verfügung, wenn die Sonne scheint, es wird also vor allem zu Zeiten des größten Bedarfs produziert.«
Die Wissenschaftler haben konzentrierende Kollektoren aufgebaut, die das Sonnenlicht mit einem Spiegel auf einen Absorber richten. Nur so lässt sich die Solarstrahlung in 200 Grad heißes Wasser umwandeln. »Diese extreme Wassertemperatur ist erforderlich, um die Absorptionskältemaschine bei den dort herrschenden hohen Außentemperaturen anzutreiben. Anders als beim Kühlschrank nutzen wir also keinen Strom, um Kälte zu erzeugen, sondern Wärme. Das Ergebnis ist in beiden Fällen das gleiche: Kälte in Form von Kaltwasser oder – in unserem Fall – ein Wasserglykolgemisch,« erläutert Núñez. Da die Absorptionskältemaschine Temperaturen von Null Grad erzeugt, wollen die Experten mit dem Gemisch ein Einfrieren des Wassers verhindern. Die Wasserglykollösung wird dann in Kältespeichern ‚gelagert‘ und anschließend durch einen Wärmetauscher gepumpt, der die angelieferte Milch kühlt. »Etwas anders verhält es sich beim Kühlen von Wein: Hier fließt das Kältemittel durch Rohrschlangen, die in den Weintanks angebracht sind,« sagt Núñez.
»Bei MEDISCO handelt es sich um ein Demonstrationsprojekt. Die Technik ist derzeit noch nicht marktreif,« sagt der Forscher. »Ich sehe aber durchaus Chancen, die solare Kühlung künftig in Agrarbetrieben oder auch in der Chemie- und Kosmetikindustrie einzusetzen.«
Quelle: aus Newsletter Energiewende im Landkreis Starnberg/Fraunhofer Gesellschaft, Presseinformation Sonnenlicht mit Kühlfaktor