Biokunststoffe auf dem langen Weg aus der Nische
Mit Zucker kann man seinen Tee süßen, mit Stärke die Soße andicken und Holz lässt sich zu verschiedensten Möbeln verarbeiten. Alle drei können aber auch zur Herstellung von Kunststoffen genutzt werden und stellen somit einen umweltfreundlichen Ersatz zu fossilen Polymeren dar. Schon heute sind Produkte aus nachwachsenden Rohstoffen im Einsatz. Ihr Anteil am Gesamtmarkt ist aber dennoch sehr gering.
Verpackungen, Tragetaschen oder Mulchfolien sind mittlerweile als biologisch abbaubare Variante zu haben. Im täglichen Gebrauch finden sich Biokunststoffe zum Beispiel in Kraftfahrzeugteilen oder Mobiltelefongehäusen.
Kompostierbare Tragetaschen
„Aldi bietet zur herkömmlichen Tragetasche auch eine kompostierbare an, die zusätzlich noch auf der Basis von nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird. Kompostierbarkeit bedeutet, dass am Ende des Prozesses C02, Wasser und Humus entsteht und das ist dann nicht viel anders, als wenn man eine Bananenschale in die Biotonne wirft“, berichtet Hasso von Pogrell, Geschäftsführer des Industrieverbands European Bioplastics.
Dennoch muss man unterscheiden: „Nicht alle Produkte, die aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen, sind kompostierbar, sondern auf lange Lebensdauer ausgelegt. Doch auch diese Produkte, bieten Vorteile gegenüber Öl-basierten Materialien. Erstens wird Öl gespart, denn es wird durch Pflanzen ersetzt. Zweitens wird am Lebensende des Produktes nur die Menge CO2 in die Atmosphäre abgegeben, die die verwendeten Pflanzen zuvor aufgenommen haben. Schließlich können viele Biokunststoffe heute bereits recycelt werden“, erläutert Pogrell.
Mit einem Marktanteil von knapp einem Prozent sind die Biokunststoffe noch ein Nischenprodukt, dennoch verzeichnen sie laut European Bioplastics ein durchschnittliches Marktwachstum von 15 bis 20 Prozent. Zu den Mitgliedern des Verbandes zählen u.a. BASF, Danone, Coca-Cola und Tetra Pak.
Biokunststoff-Produktion steigt
Bis 2013 erwartet die Branche weltweit einen Anstieg von derzeit knapp 600.000 auf über 1,4 Mio. Tonnen Biokunststoff. Dagegen stehen derzeit noch rund 260 Mio. Tonnen herkömmliche Kunststoffe. Gerade in Zeiten von Öl-Katastrophen à la BP, Knappheit fossiler Energieträger und mittelfristig steigenden Erdölpreisen wird deutlich, dass Biokunststoffe aus nachwachsenden Rohstoffen mehr in den Fokus rücken müssen. Momentan ist dies vor allem eine Kostenfrage, denn wenn man Biokunststoffe nutzt, zahlt man derzeit noch die Forschungskosten mit.
Irgendwann jedoch ist die Ressource Erdöl endgültig erschöpft. „Die Energieindustrie sucht Alternativen – die Biokunststoff-Branche tut dies auch. Die Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen ist ein ökologisch verantwortungsbewusster Weg, sich den Herausforderungen Klimawandel und fossile Ressourcenknappheit zu stellen“, so Pogrell.
„Langfristig werden nur die Unternehmen Erfolg haben, die Ökonomie und Ökologie sinnvoll miteinander in Einklang bringen können. Daher ist die ökologische Ausrichtung auch seit jeher fester Bestandteil der Tetra-Pak-Unternehmenspolitik“, erklärt Heike Schiffler, Direktorin Kommunikation und Umwelt der deutschen Tetra-Pak-Gruppe.
Unternehmen müssen umdenken
„So bestehen Tetra-Pak-Getränkekartons bis zu 75 Prozent aus dem nachwachsenden Rohstoff Holz und gehören damit per se zu den Umwelt- und Klimaschützern unter den Lebensmittelverpackungen. Seit Ende Juni liefern wir unsere ersten FSC-zertifizierten Getränkekartons, die auch ein für den Konsumenten erkennbares FSC-Siegel tragen, in den deutschen Markt“.
Zur weiteren Verringerung des eigenen CO2-Ausstoßes wurden bereits die Produktionswerke in Berlin und Limburg sowie die Zentrale in Hochheim vollständig auf grünen Strom umgestellt. Ab 2011 wird Tetra Pak in einem Pilotprojekt bei den Verschlüssen erstmalig Polyethylen, das aus Zuckerrohr gewonnen wird, einsetzen.
„Nachhaltig zu wirtschaften, ist das Prinzip, das unsere unternehmerischen Entscheidungen auf allen Stufen unserer Wertschöpfungskette bestimmt – von der Rohstoffbeschaffung, der Kartonherstellung und der Transportlogistik über die Verarbeitung in den eigenen Produktionswerken bis hin zum Recycling“, so Schiffler.
Quelle: www.sonnenseite.com,