Windkraft im Würmtal – wie kriegen wir das hin?
Windkraft im Würmtal – wie kriegen wir das hin?
„In der Windenergie liegt der Schlüssel für eine bezahlbare Energiewende“ und „die Windkraft stärkt nicht nur die Versorgungssicherheit und schützt das Klima und damit den Wald, sondern holt vor allem die Wertschöpfung zurück ins Land, zu den Bürgerinnen und Bürgern“ lauteten die zentralen Botschaften des Hauptredners Prof. Michael Sterner, der aus Regensburg spürbar frischen Wind ins bisher eher Windkraft-skeptische Gauting brachte. Der Energieberater der Bundesregierung und Spiegel-Bestseller-Autor von „So retten wir das Klima“ räumte mit Mythen wie der „Dunkelflaute“ gehörig auf und zeigte, wie 100 % Erneuerbare möglich sind. Nicht nur seinem Vortrag lauschten die Besucher hochaufmerksam, sondern auch seinem Klavierspiel.
Auf Einladung des Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V. und neun weiterer Organisationen konnten sich die Besucher, die den Saal des Bosco wieder gut füllten, Berichte von vier weiteren Windenergie-Erfahrenen anhören. Sehr eindrucksvoll schilderte Rupert Steigenberger, der Bürgermeister von Berg, wie er sich selbst „vom Saulus zum Paulus“ wandelte und jetzt „Stolz auf unsere vier Windräder“ ist. Nach achteinhalb Jahren Betrieb seien bereits 81 % der Investitionskosten eingespielt worden, veranschlagt waren 44 %. Fast 200 Mio kWh haben die vier Windräder bisher produziert.
Der Windenergie-Planer Robert Sing erläuterte, wie Windenergie im Würmtal funktionieren kann. Aus Abstandsgründen geeignete Flächen gibt es zwar nur im Wald, aber der Eingriff wird mit Bedacht durchgeführt und auch umfänglich ausgeglichen. In Gauting sind die Flächen für sieben Windräder gesichert und können bald ins Genehmigungsverfahren geschickt werden. Noch gibt es für sechs der anvisierten Standorte kein grünes Licht der Luftfahrtbehörde, aber Herr Sing gab sich zuversichtlich, dass das zu lösen ist, entsprechende Untersuchungen liefen.
Einen für viele Zuhörer neuen Aspekt brachte Simon Tangerding von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald ins Spiel: der wegen des Klimawandels dringend nötige Waldumbau erfordert aktiven Eingriff in den bei uns durch Fichten dominierten Bestand. Ein Teil dieses Umbaus kann im Zuge der Errichtung von Windkraftanlagen bewältigt werden. Die notwendigen Ersatzaufforstungen können dann nämlich gleich mit klimaresistenteren Baumarten durchgeführt werden.
Gautings Bürgermeisterin Dr. Kössinger schilderte die Auswirkungen des Teil-Flächennutzungsplans Windenergie und ging auf den Verfahrensstand der Windkraftplanung des Planungsverbandes und der Windkraftanlagen im Gemeindegebiet ein. Zur Entscheidung des Gemeinderates zum Bürgerbegehren führte sie aus, dass selbst wenn das Bürgerbegehren von den Gerichten als zulässig erachtet werden sollte, die Gemeinde keine entscheidende Rolle im Genehmigungsverfahren spielt. Der Text des Bürgerbegehrens ginge ins Leere.
Die Besucher wurden nach dem Vortragsteil von Moderatorin Dr. Hannah Büttner, Integrative Dialoge, in eine Aktivpause geschickt. Fragen konnten schriftlich formuliert und auf Pinnwände geklebt werden, wovon auch reichlich Gebrauch gemacht wurde. Die Redner standen 20 Minuten für das direkte Gespräch zur Verfügung, bevor sie das Podium besetzten und über die wichtigsten der eingereichten Fragen diskutierten. Sehr ausführlich kam dabei das Thema Speicher zur Sprache. Prof. Sterner erklärte, wie das funktioniert im Zusammenspiel von Batteriespeichern und chemischen Speichern, die immer dann kostengünstig beladen werden, wenn mehr Strom erzeugt wird als gerade von allen anderen Verbrauchern benötigt wird. Da insbesondere Gasspeicher bereits ausreichend vorhanden sind, gibt es weder technische noch wirtschaftliche Hindernisse, auch mit den Erneuerbaren eine sichere Stromversorgung bereitzustellen.
Offen gebliebene Fragen werden auf der Homepage des Vereinsaufgegriffen und zeitnah beantwortet (www.gruenzugnetzwerk.de).
Die Veranstaltung lieferte einen starken Kontrast zur Veranstaltung der Windkraftgegner im April. Ziel war es, mit sachlicher Information, Erfahrungsberichten und Beantwortung der Fragen aus dem Publikum für die Besucher*innen zur eigenen Meinungsbildung beizutragen. Der Vorsitzende des Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V., Herbert Stepp, ist nach dem Verlauf der Veranstaltung noch zuversichtlicher, dass das Würmtal auf einem guten Weg zu einer nachhaltigen Energieversorgung ist und auch auf eine mehrheitlich positive Grundstimmung in der Bevölkerung bauen kann.
Veranstalter:
- Grünzug-Netzwerk Würmtal e.V., Dr. H. Stepp, Richard-Wagner-Str. 63, 82152 Planegg, 015201786706, info@gruenzugnetzwerk.de
- Energiewende Landkreis Starnberg, Ortsgruppe Gauting/Krailling
- Omas for Future, Gauting
- Wald Neuried erhalten, Neuried
- Bund Naturschutz in Bayern e.V., Ortsgruppe Würmtal Nord
- Protect the Planet,
- Würmtaler Innovative Energien e.V., Planegg
- Klimanetz Würmtal
- WindRat,
- Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Bayern e.V.
Artikel im Merkur