Ehrgeizige Ziele der Photovoltaik-Branche in Richtung Wettbewerbsfähigkeit
Die deutsche Solarstrom-Branche kann mit gezielten Anstrengungen bis 2020 einen wesentlichen Beitrag zur Umstellung auf 100 Prozent erneuerbare Energien leisten. Das ist das Ergebnis der Studie „Wegweiser Solarwirtschaft“ der internationalen Strategieberatung Roland Berger und prognos für den Bundesverband Solarwirtschaft e.V. (BSW-Solar). Die Studie nennt drei klare Punkte:
- Photovoltaik (PV) muss zum Wandel des Energiesystems einen wesentlichen Beitrag leisten.
- Die spezifischen Vorteile der PV müssen genutzt werden.
- Die Wettbewerbsfähigkeit der PV-Branche in Deutschland muss erhalten bleiben, wodurch auch der Standort Deutschland gestärkt werden kann.
Wenn diese Ziele konsequent und systematisch entlang dieses Wegweisers verfolgt werden, ist der Solarstrom bereits in wenigen Jahren preislich wettbewerbsfähig.
Es darf aber nicht vergessen werden, dass die steigende Anbindung von Photovoltaik-Anlagen die Verteilnetze vor große, aber lösbare Herausforderungen stellt. Die Photovoltaik-Industrie leistet ihren Beitrag dazu, Photovoltaik kostengünstig in die Verteilnetze zu integrieren. „Durch den von der Photovoltaik-Industrie entwickelten blindleistungsregelungsfähigen Wechselrichter kann die Aufnahmefähigkeit der Verteilnetze für Photovoltaik deutlich gesteigert werden. Eine Erhöhung der Einspeisung um 200 Prozent durch innovative Wechselrichtertechnologie ist möglich“, sagte Günther Cramer, Präsident des Bundesverbands Solarwirtschaft.
Solarstrom wird dezentral und fast ausschließlich auf der Verteilnetzebene, also den Mittel- und Niederspannungsnetzen, eingespeist. Über 98 Prozent aller Photovoltaik-Anlagen sind an die Niederspannungsebene angeschlossen. 1,4 Prozent der Photovoltaik-Anlagen hängen an der Mittelspannungsebene. Weniger als 0,03 Prozent aller Anlagen haben ihren Netzverknüpfungspunkt mit der Hochspannungsebene. Unter Hochspannungsebene versteht man ausschließlich Großanlagen, d.h. Photovoltaik-Anlagen mit einer Nennleistung im Multi-Megawatt-Bereich.
Um den Ausbau der Photovoltaik in Deutschland auf eine installierte Leistung von 52 GW im Jahr 2020 ermöglich zu können, sind der Ausbau von Netzoptimierungen bzw. begleitende Netzausbaumaßnahmen unerlässlich. „Die Optimierung und der Ausbau der Netze ist eine anspruchsvolle, aber lösbare Aufgabe“, sagt Prof. Dr. Torsten Henzelmann, Partner der Unternehmensberatung Roland Berger und Autor der von dem BSW-Solar in Auftrag gegebene Studie „Wegweiser Solarwirtschaft“.
Im Rahmen einer Umfrage gaben 77 Prozent der Netzexperten von Verteilnetzbetreibern mit sogenannten PV-Ballungszentren (Groß-, Mittel- und Kleinstädte im Süden, der Mitte und im Norden von Deutschland, die im Vergleich die höchste installierte Leistung Photovoltaik (in Wp pro Einwohner) haben) das Problem mit der Nichteinhaltung des Spannungsbandes an.
Der von der Photovoltaik-Industrie entwickelte blindleistungsregelungsfähige Wechselrichter setzt an dieser Stelle an und verbessert die Einhaltung des Spannungsbandes erheblich. Dadurch wird ein Großteil der klassischen Netzausbaumaßnahmen (Leiterverstärkung und -ausbau, leistungsstärkere und weitere Transformatoren) zur Gewährleistung der Einhaltung des Spannungsbandes überflüssig. Der Wechselrichter wird an der Photovoltaik-Anlage installiert und kann dezentral durch Blindleistungsbereitstellung oder -entnahme auf das Spannungsband einwirken. Die neue Wechselrichter-Generation wird 2011 zur Verfügung stehen.
Laut der Studie „Wegweiser Solarwirtschaft“ kann die Photovoltaik wesentlich zur Umstellung auf Erneuerbare Energien bei:
- Photovoltaik (PV) wird wettbewerbsfähig und trägt als wesentliche Säule zum Systemwandel zu 100 Prozent Erneuerbaren Energien bei
- Dezentralität wird als wesentlicher Vorteil der PV zur Integration in das Gesamtsystem genutzt
- Deutsche Unternehmen halten die Technologieführerschaft und stärken den heimischen Produktionsstandort
- Zur Erschließung der großen Potenziale des Solarstroms müssen neun Ziele erreicht werden, darunter eine mehr als 50-prozentige Senkung der Systempreise bis 2020
- Ab 2020 positiver volkswirtschaftlicher Nettobeitrag durch die PV-Branche in Deutschland
Neun Ziele für Ausbau, Wettbewerbsfähigkeit, Volks- und Energiewirtschaft
1. Die Systempreise müssen um mehr als 50 Prozent bis 2020 gesenkt werden. So könnten bereits 2017 erste Anlagen im Haushaltssegment ohne Förderung auskommen.
2. Bis 2020 werden 52 bis 70 Gigawatt installierte PV-Leistung erreicht – und damit mindestens das Ausbauszenario des Nationalen Aktionsplans für Erneuerbare Energien (NAP) der Bundesregierung realisiert.
3. Die Umlage für Solarstrom kann auf rund 2 Cent je Kilowattstunde begrenzt werden – oder umgerechnet pro Person in einem Durchschnittshaushalt auf weniger als 2 Euro pro Monat. Die Umlage wird zwar durch einen erwarteten Zubau von 8 bzw. 6 Gigawatt bei Solaranlagen in den Jahren 2010 bzw. 2011 getrieben, ab 2012 ist aber ein Einschwingen auf einen Zubau von etwa 3 bis 5 Gigawatt pro Jahr zu erwarten.
4. Mindestens 5 Prozent des Umsatzes der Branche werden in Forschung und Entwicklung investiert, damit die Technologieführerschaft auch in Zukunft besteht.
5. Der Weltmarktanteil aus deutscher Produktion wird bei mindestens 12 Prozent gesichert – bei einer stark wachsenden globalen PV-Nachfrage und einer Vervielfachung des deutschen Exports.
6. In Deutschland werden Kapazitäten zur Modulproduktion von rund 8,5 Gigawatt aufgebaut.
7. Rund um die PV-Technologie sind in Deutschland mindestens 130.000 Menschen beschäftigt.
8. Bis 2020 schafft die PV-Technologie durch Investitionen in weitere Produktion und Innovationen entlang der gesamten Wertschöpfungskette einen Ausgleich der volkswirtschaftlichen Gesamtbilanz und bis 2030 einen positiven Beitrag von insgesamt mindestens 25 Mrd. Euro.
9. Photovoltaik wird zum wesentlichen Baustein für das Energiesystem der Zukunft. Die höhere Fluktuation, geringere Planbarkeit, Dezentralität und damit höhere Steuerungskomplexität der Solarstromerzeugung stellen hohe Anforderungen an die Netze. Diese Herausforderungen sind jedoch durch Innovationen lösbar.
Quelle: www.solarwirtschaft.de, Foto: © danielschoenen – fotolia.com