Atomkraft – eine unbeherrschbare Technologie
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) fordert die Bundesregierung auf, aus der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima Konsequenzen für die deutschen Atomkraftwerke zu ziehen.
Im japanischen Atomkraftwerk Fukushima I ist das Kühlsystem eines dritten Reaktors zusammengebrochen. Beim Ausfall des Kühlsystems in einem Atomreaktor drohen die Brennstäbe zu überhitzen, es kann zu einer Kernschmelze kommen. Tepco, der Kraftwerksbetreiber, leitet Meerwasser ein, um das System zu kühlen.
Zur atomaren Lage in Deutschland
„Wenn Bundeskanzlerin Angela Merkel Atomkraftwerke auf den Prüfstand stellen will, muss das bedeuten, alle Atomkraftwerk in Deutschland abzuschalten, die ältesten und gefährlichsten Anlagen sofort“, sagt BUND-Vorsitzender Hubert Weiger.
Laut Prof. Dr. Klaus Buchner, Atomphysiker und Sprecher der Bundesprogrammkommission der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) ist in Deutschland das Atomkraftwerk Neckarwestheim in Baden-Württemberg besonders gefährdet. „Unter den beiden Blöcken von Neckarwestheim sackt laufend die Erde ab, wobei große unterirdische Hohlräume entstehen“, erklärt er und führt aus, dass sich 1995 der Kühlturm um 14 Zentimeter absenkte und 2002 in nur 4,5 Kilometer Entfernung ohne Vorwarnung plötzlich ein 18 Meter tiefes Loch entstand. Wenig später, im Jahr 2009, wurden neue unterirdische Hohlräume nachgewiesen. „Obwohl sehr viel Beton in die neu entstandenen Hohlräume gegossen wurde, ist das Problem nicht einmal annähernd gelöst“, so Buchner.
Aber auch in den anderen deutschen Atomkraftwerken gibt es unlösbare Sicherheitsprobleme. Insbesondere in den älteren Reaktoren führten Konstruktionsmängel und jahrelang ausgebliebene Nachrüstungen zu steigenden Risiken. Für wesentliche Konstruktionsmängel der alten Reaktoren wie veraltete Reaktorgebäude, Sicherheitsbehälter, Reaktordruckbehälter und Lagerbecken seien Nachrüstungen nicht möglich.
Es stellt sich verschärft die Frage nach der Sicherheit, nachdem die Kraftwerke nun vielfach sogar über den Zeitraum hinaus betrieben werden sollen, der ursprünglich in den Betriebsgenehmigungen zugrunde gelegt wurde. „Wer nach einem solchen Störfall, wie er jetzt in Japan eingetreten ist, einfach so weitermacht wie bisher und die Risiken weiter bagatellisiert, der handelt unverantwortlich und zynisch“, so der BUND-Vorsitzende Weiger.
Des Weiteren kritisiert der BUND die Äußerungen von Bundeskanzlerin Merkel, die Atomkraft sei für Deutschland eine wichtige Brückentechnologie. „Wer so argumentiert, der führt die Bevölkerung hinters Licht. Die Atomkraftwerke in Brunsbüttel oder Krümmel stehen nach Störfällen seit Jahren still. Sechs alte AKWs laufen für den Strom-Export. Wir können und müssen diese acht Atomkraftwerke sofort und endgültig vom Netz nehmen“, sagte Weiger. „Die Erneuerbaren Energien brauchen keine Brücke. Die Atomkraft passt nicht zum weiteren Ausbau von Sonne, Wind und Biomasse.“
Quelle: www.bund.net, www.oedp.de, www.tagesschau.de; Foto: ddp